Interview
mit SpringtOifel erschienen in der
Druckausgabe von Moloko Plus #20 im April 2002, mit freundlicher
Genehmigung von Torsten (www.moloko-plus.de)
Olaf,
Du spielst seit 20 Jahren mit den SPRINGTOIFELN. Wie gut kannst
Du Dich noch an Dein erstes Konzert erinnern?
Unser
erstes Konzert hatten wir in unserem damaligen Proberaum, Ende 1981.
Da waren gut 30 Leute da und es war mehr eine große Party mit Livemusik.
Wir haben uns dann auch in den Proberaum zurückgezogen und ein halbes
bis dreiviertel Jahr an der Musik gearbeitet (so richtig mit Breaks,
Tempowechseln und Ska-Einsätzen). Im August 1982 hatten wir dann
unseren ersten großen Auftritt bei einem Mainzer Indiependent-Festival
im Mainzer KUZ, bei dem wir allerdings die einzige Band waren, die
Punk spielten. Der Rest waren so unsäglich langweilige Bands mit
an sich selbst gestelltem künstlerischen Anspruch.Es waren gut 500
Leute da und besonders bei den anwesenden gut 100 Punks kamen wir
gut an. Am besten ist mir in Erinnnerung, daß ich 2 mal besoffen
von der Bühne gefallen bin (ich war erst 16 und hab nicht viel vertragen).
Genaugenommen bin ich hiermit der erste Stagediver. Wir haben damals
ne halbe bis dreiviertel Stunde gespielt und hatten Ur-Versionen
von "Russische Nacht", "Stiller Zecher", "Bauersee" und ein paar
Sexpistols und Cockney Rejects Sachen im Programm.
Wie lange hat es gedauert, bis Du von Dir aus gesagt hast: "So,
jetzt bin ich mit dem Sound, den wir machen, zufrieden"? Oder ist
der Anspruch nach und nach mit der Entwicklung gestiegen?
Wir
machen ja ständig neue Sachen, von daher kann man gar nicht sagen:"Das
ist jetzt der SpringtOifel Sound und so soll es bleiben!!". Wir
haben uns schon immer zusammengesetzt und unsere Vorlieben, was
Musikstile betrifft, zu verarbeiten. Wenn es um meinen Lieblingssound
gehen würde, wäre SpringtOifel ´ne Ska-Band. Aber auf der anderen
Seite wollte ich noch nie in einer reinen Ska-Band spielen, das
würde mir zu schnell langweilig werden. Was den Sound auf den Platten
angeht, ist das eine etwas andere Sache. Da haben wir uns bei den
ersten Platten einfach zu sehr auf die Studioleute verlassen. Wir
hatten auch keine genaue Ahnung. Mittlerweile bringen wir die Tontechniker
oft fast zur Verzweiflung. Bei unserer neuen Doppel LP, für die
wir zusammengerechnet gut 6 Wochen im Studio waren (auf 1,5 Jahre
verteilt) war es besonders krass. Ich weiss nicht, wieviel Roughmixes,
Vorabversionen, Schlußversionen mit Brennfehlern, Vinylanpressungen
und DAT-Bänder ich hier rumfliegen hab von dem Teil (mal von den
Plattencover, Videos und Raketenbastelbögen abgesehen). Das war
echt eine schwere Geburt. Aber am Ende stimmts und damit ist die
Baustelle abgeschlossen !
Am Erfolg gemessen - welcher Zeitabschnitt war da der beste für
Euch SpringtOifel? Gab es auch mal richtig schlechte Zeiten, wo
Ihr am liebsten alles hingeschmissen hättet? (Ich erinnere mich
da an ausgeraubte Proberäume, Prozesse gegen Ingolin aus Berlin...)
Jede
Zeit hatte ihre Reize. Man kann echt nicht sagen, von 81-84 vor
der ersten Platte, das war die beste Zeit oder so ähnlich. Ich flenn
eh´ nicht rum und sage: "buhuuu früher war alles besser", das ist
Kinderkacke. Ich fühle mich gerade sehr wohl, nicht nur bandmässig,
auch sonst. Wir haben ein prima Konzertjahr hinter uns, waren lange
im Studio, ich bin nach Mannheim umgezogen (wurde auch mal Zeit,
nach 11 Jahren Wochenendbeziehung mit meiner geliebten Anne) und
so weiter. Natürlich gab es für jeden mal ein paar Augenblicke oder
Zeiträume, wo man denkt, wofür eigentlich die ganze Scheiße. Hin
und wieder hatten wir mal Fehlbesetzungen in der Band (seltsamerweise
meistens am Schlagzeug. So hatten wir mal 1992 einen Drummer Namens
Peter, der einen schier zur Verzweiflung bringen konnte. Es war
in der Zeit als unser Paule wegen seines Studiums kaum Zeit hatte.
Wir suchten einen neuen Schlagzeuger und gleichzeitig einen Proberaum.
Da sprach mich der besagt Peter bei einem Sanitärgroßhändler an
und sagt, dass er Schlagzeug spielt und einen Proberaum hat. Also
haben wir ihn einfach genommen. Er hatte null mit der Szene zu tun,
was ja nicht weiter schlimm ist. Weitaus tragischer war, daß er
außer einem Schlagzeug und einem Proberaum nur noch ein großes Maß
an Selbstüberschätzung und vollkommene Talentfreiheit in die Band
mitbrachte. Das Lied "Oi!-Konzert" war damals noch brandneu und
wir haben es mit ihm geprobt. Ganze 4 Wochen und er konnte es einfach
nicht. Obwohl das echt einfach zu spielen ist. Wir haben auch nur
ein Konzert mit ihm gemacht, das war ein verschenktes Jahr und sowas
quält einen. 3 Wochen vor dem Studiotermin zu "Satanische Takte",
bekamen wir mal den Proberaum total ausgeräumt (Knapp 20000.-DM
im Eimer). Das war zwar auch hart, spornt aber auch an. Genau so
wie wir die Sache mit dem damaligen Produzenten Ingo, gegen den
wir mehrere Prozesse führen mussten und auch gewannen (trotzdem
hat uns das gut 10000.-DM an Kosten verursacht). Wegen kurzfristig
abgesagten Konzerten ärgern wir uns halt mal kurz und dann ist es
auch schon wieder gut. Das wäre jetzt kein Grund irgendwelche Schießeisen
in Getreide zu schmeißen. Im Endeffekt wird man eh entlohnt. Wenn
man ´ne Idee hat, ob es jetzt ein Lied ist oder ein Titel für eine
Platte, ein Poster oder ein Bierkrug, dann machen wir das einfach.
Wir haben im Studio freie Hand und wenn wir ne Platte machen wollen,
dann machen wir die. Bei den Titeln redet uns keiner rein (es hätte
auch keinen Zweck, da wir sehr beratungsressistent sind) und natürlich
sind da noch die Konzerte. Da weiss man wirklich, für was es sich
lohnt, zweimal in der Woche zu proben und den ganzen anderen Bandkram
zu machen.
Gehen wir mal ganz zurück zu Deinen Anfängen, Ende der 70er, die
frühen 80er... Wie sah es damals in Mainz und Umgebung undergroundmäßig
aus? Und wie ist der Virus auf Dich übergesprungen?
Oh
je, Mainz war echt Underground, volle Kanne, da konntest du London
vergessen. Es war nix los! Wir hatten einen Lichtblick in Wiesbaden,
1979- bis Mitte der 80er eine recht geile Konzert-Halle (Wartburg
hieß das Ding und ist, glaube ich, heute ne Disco) in der alles
spielte, was damals Rang und Namen hatte. Mit 15/16 sah ich da das
erste mal Specials, Madness, Selecter und Clash, Undertones, 999
usw. Das hat schon mal ganz gut geprägt, wie man sich vorstellen
kann. Auf die Musik hat mich meine große Schwester Marisa gebracht
zumindest auf den ersten Geschmack. Ansonsten haben wir halt abgehangen,
zwei Mann ein Sechserpack (wenn ich mir überlege, dass uns laut
Konzertvertrag heute pro Mann ne Kiste zusteht und wir die auch
trinken, bekommt man schon Angst vor sich!!!), in der Stadt mit
irgendwelchen Punks. Bis ich irgendwann Mitte 81 auf ner Party den
Paule und 3 Kumpel kennen lernte und wir uns von Anfang an prima
verstanden haben. Die hatten gerade ne Band gegründet und brauchten
noch nen Sänger. Ich hab dann gesagt, ok, ich mach mit, aber meine
Orgel auch. Seit dem Tag proben wir. Wär ich bloß nicht auf die
Party gegangen!!!
Gigs
waren in den 80ern dünn gesät. Hattet Ihr auch Schwierigkeiten,
überhaupt spielen zu können, oder gab es für Euch da weniger Probleme?
Na
ja, 26 Konzerte in den ersten neun Jahren sind doch gar nicht schlecht
oder? OK andere machen das auf der linken Arschbacke in einem Monat,
sehen danach aber auch aus wie selbige. Für so wenig Konzerte gab
es verschiedene Gründe. Einmal war es in den Achtzigern, mehr als
in den letzten 10 Jahren, ein großes Problem gewesen, Oi!-Konzerte
zu veranstalten und zweitens, das ist eigentlich der Hauptgrund
für unsere wenigen Konzerte, hatten wir nie Bock eine "Tour" zu
machen, soll heißen 14 Tage, jeden Tag ein anderer Ort und ein anderer
Gig. So was klingt zwar toll, das "toll" endet aber nach 5 Tagen,
wenn man in Hinterkleckersdorf vor 5 Leuten spielt, wovon 7 auf
der Gästeliste stehen. Uns ist da echt lieber, 2 Konzerte an einem
Knallerwochenende wie jetzt z.B. Leipzig/Berlin, Anfang Dezember
mit gut 1200 Leuten, dann 5 Wochen Rekonvaleszent in heimatlichen
Gefilden, um wieder auf den Teppich zu kommen, um dann mal einen
kleinen Abstecher nach Bad Muskau zu machen, um dort aufzuspielen.
Das ist für uns wie ein Betriebsausflug, mit dem Vorteil ,daß man
gerne mitfährt. Wir ziehen und zogen die dünn gestreuten Konzerte
vor, da bleibt der Spass erhalten, zumal ich nach 2 Konzerten bei
einem dritten echt Probleme mit dem Gesang hätte. Als weiteren Faktor
kommt noch hinzu, daß wir mittlerweile 2 Väter in der Band haben
(Paule x 4!!!!, Peter x 2!!) und da ist die Tour eh nicht mehr zu
machen.
Ihr hattet es bis vor kurzem vermieden, politische Texte zu schreiben,
seid zu Beginn Eurer Karriere aber auch mit extremen Rechtsaussen-Bands
aufgetreten. Aus heutiger Sicht siehst Du das sicher anders, was
waren damals die Gründe, mit solchen Bands Marke Kruppstahl aufzutreten?
Mit
denen haben wir 87 mal gespielt und davor 86 und ebenfalls 87 zweimal
mit Endstufe. Wir haben uns da keine Gedanken gemacht, es ist ja
nicht so, daß man, sobald man irgend ´ne Band als Vorgruppe hat,
deren Ideologie übernimmt. Ich persönlich fand die beiden Bands
immer schlecht (außer "Immer in die Eier" von Endstufe, aber das
hören noch ganz andere Leute heute noch unter der Bettdecke). Kruppstahl
haben "Skinhead Moonstomp" grottenschlecht nachgespielt und zwischendrin
den rechten Arm gehoben, ich empfand das eher als Realsatire. Ich
kann über sowas lachen. Bei den Konzerten ist es auch geblieben.
Zudem haben wir nicht erst vor kurzem mit politischen Texten angefangen.
Wir haben da immer noch die Single "A&P" mit eben diesem Stück auf
der A-Seite. Auch haben wir auf unseren Platten, fast wie im Gästebuch
unserer Web-Seite versteckte Botschaften. Wenn du die Platte "Tanz
der Teufel" rückwärts spielst, erscheint bei "Russische Nacht" eine
Rede von Karl Marx und bei der Platte Weck,Worscht & Oi! kannst
du beim Titelstück, wenn du genau hinhörst ein Rezept für eine Prima
Gemüsesuppe raushören!! Das Rezept ist übrigens von mir!!!
Waren das denn für Euch Konzerte wie jedes andere auch? Wie ist
es überhaupt zu diesen Gigs gekommen? Ihr werdet Euch doch sicherlich
auch über das zu erwartende Publikum Eure Gedanken gemacht haben.
Fühlt man sich nicht unwohl, wenn man zum "Bierdosen-Twist" etliche
siegheilende Ärmchen entgegengestreckt bekommt?
Die
Konzerte mit Endstufe hatte einer aus Augsburg veranstaltet, ne
Altglatze, der war damals glaub ich so alt wie ich jetzt. Wir sind
da aber gar nicht mit gemischten Gefühlen hingefahren, für uns war
immer klar gewesen, daß wir demjenigen aufs Maul kloppen, der während
unseres Auftritts "Sieg Heil" brüllt oder ähnliches. Das ist selten
mal vorgekommen, und dann gabs auch das ein oder andere Brett, bzw.
haben wir das Konzert abgebrochen. Auf jeden Fall wird mir zu viel
Geschiss um die 3 Konzerte gemacht, die jetzt gut 15 Jahre zurück
liegen.
Wie hat sich die Szene - oder besser gesagt: Eure Zuschauer - im
Laufe der Zeit gewandelt?
Groß
gewandelt hat sich da nix, am Anfang gab es halt nicht so viele
Glatzen auf unserer Welt, also waren es halt mehr Punks und irgendwelche
anderen Gestalten die auch die Musik mochten (oder die einfach nix
besseres - oder schlechteres - gefunden haben).
Zuletzt hattet Ihr einen Gig in Bad Muskau; welche Unterschiede
siehst Du da zu den Konzerten am Anfang Eurer "Karriere"?
Karriere?
Das ist ja lustig. Früher sind wir zu Konzerten eher ins "Blaue"
gefahren und sind damit auch öfters über den Tisch gezogen worden.
Das soll heißen, wir hatten per Telefon was klargemacht (Gage, Übernachtung,
Anlage usw.) und am Schluß war alles anderes. Das waren teilweise
herbe Enttäuschungen. Dann haben wir zu 5 im Bandbus gepennt oder
die komplette Gage ging für die Verköstigung der Band drauf. Beispiel
1989 in Rickelrath. Da gab es was weiss ich für ne Gage und wir
mussten am Ende noch 100.-DM draufzahlen, weil wir 5 halbe Hinkel
mit Pommes und 4 Kästen Bier gesoffen haben. Dafür durften wir dann
in der Küche von nem Thairestaurant pennen, was die Putzfrau am
nächsten Morgen etwas die Luft genommen hat. Da haben wir natürlich
gesagt, das kann es wohl nicht sein und haben halt mal mit Konzertverträgen
angefangen. Zumal man mit zunehmendem Alter auch keinen Bock mehr
hat, bei der Mutter des Veranstalters unter dem Wohnzimmertisch
zu pennen und zum Frühstück erstmal in den Wald zu gehen, um sich
ne Wildsau zu schießen. Das hat sich jetzt geändert. Es ist alles
etwas geregelter aber trotzdem voller Überraschungen, nur dass sie
jetzt eher positiver Natur sind. Wie jetzt z.B in Bad Muskau, wo
das Hotelzimmer 50 Meter von der Bühne weg ist.
Wie wichtig ist Euch das Verhältnis zu den Vorbands? Sucht Ihr Euch
nach Möglichkeit die Bands selbst aus, sucht Ihr backstage den Kontakt
zu ihnen oder bleibt Ihr eher unter Euch?
Ich
hab auch immer meinen eigenen Backstageraum mit Dusche, 25 Jungfrauen
und einem kleinen Palmengarten zum Lustwandeln. Des weiteren ist
auch ein elektrischer Bulle für die Kurzweil vorhanden. Ansonsten
stehe ich nur zur Zeit des Konzerts mit anderen Lebensformen in
Kontakt. So, jetzt weißt du, wie ich es gerne hätte und nun sag
ich dir, wie es wirklich ist: Wir bekommen meistens von den Veranstaltern
eine oder 2 Vorbands vorgeschlagen. Dann hören wir uns im Proberaum
die ganze Sache an und sagen dann meistens dem Vorschlag zu. Im
anderen Fall läuft es dann so, daß sich Bands bei uns melden, die
Interesse haben, Vorband zu sein und wir hören uns das ebenfalls
im Proberaum zusammen an und schlagen das dann den Veranstaltern
vor. Vor, nach und teilweise auch während der Konzerte hockt man
dann meistens zusammen, trinkt einen usw. Das kommt dann immer auch
auf die Leute von den anderen Bands an. Die einen sind locker darauf,
die anderen verstockt, wobei ich jetzt, schade schade, keine Namen
nenne. Aber eigentlich kann man sagen, dass wir mit allen Bands,
mit denen wir so zusammen spielen und spielten, gut klar kamen.
Jede hat halt ihre Eigenheit, meistens welche die uns amüsieren.
So hatten wir schon mal ne Vorband, da kam die Hälfte zum Soundcheck
mit sich gegenseitig gekloppten blauen Augen und das war nicht das
letzte mal, dass die sich an dem Abend gekloppt haben. Bei einer
anderen gab es die ganze Nacht lauthals Diskussionen über ganz banale
Nichtigkeiten, die auch in einer Schlägerei endeten, und wieder
andere haben dem Paule nach dem Konzert die zuvor ausgeliehenen
Bass-Seiten mit den Worten: "Von dir will ich nix geschenkt!!" zurück.
Sehr spassig war auch, als mich mal der voll als Glatze durchgestylte
Drummer einer Vorband, vor einem Konzert und noch nüchtern, mit
Blick auf unser "Alle Macht den Droogs- Poster" fragte:"Das sind
denn "Droogs"( er sprach es natürlich im deutschen Wortlaut aus).
Aber das sind eigentlich Sachen, die man sich so auf langen Fahrten
im Bandbus erzählt ( Nach dem Motto:"weist du noch..."). Die meisten
Bands, mit denen wir die Ehre hatten zu spielen, haben uns Spass
gemacht, wir schauen uns das auch immer an und feiern natürlich
auch zusammen und in den meisten Fällen spielen wir auch öfters
zusammen.
Bei welchen Bands würdest Du Dich denn mal gerne melden, um bei
ihnen als Vorband zu spielen?
Also, vor gut 3 Jahren war ich mal auf nem Harry Belafonte Konzert,
da hätte es mir Spass gemacht, ansonsten fällt mir da nicht viel
ein (kaum zu glauben, gell!!!), wir würden allgemein halt gerne
mal einfach "Vorband" sein, so nach dem Motto: "Guten Tag liebe
Leute wir sind die SpringtOifel und wir sind heute die Vorband und
danken blablabla (von mir aus "Kruskowatzch" übrigens die Newcomer-
Oi! Band aus Kirgiesien), dass sie uns eingeladen haben!!!". OK,
ich gebs zu, "Motörhead" wär mal ganz spassig und bei "Madness"(aber
nicht in dem blöden Finsbury-Park) würde ich mich auch nicht gerade
wehren.
Habt Ihr auch heute noch so eine Art Lampenfieber vor einem Auftritt?
Das
kommt immer auf den Einzelnen und die Situation an. Mir geht es
eigentlich am Arsch vorbei und ich denk dem Rest auch. Okay, anders
ausgedrückt: Wie ist die Gefühlslage überhaupt bei Euch vor einem
Konzert? Das kommt auch wieder auf die Situation an. Meistens sind
wir vor dem Konzert zu beschäftigt mit Plattenstand, Interviews,
Essen, Trinken usw. Ich brauche aber vor einem Konzert immer mal
10 Minuten Ruhe und wenn ich mich auf dem Scheißhaus einschließe.
Nach dem Konzert bin ich wiederum für 10 Minuten nicht gut ansprechbar,
weil mein Blut voll mit irgendwelchen Ausschüttungen (Adrenalin...)
ist, die erstmal abgebaut werden müssen, und wenn ich nach einem
Konzertwochenende nach Hause komme, brauche ich außer meiner geliebten
Anne auch keinen um mich herum.
Um mal auf Euer Jubiläums-Doppelalbum zu sprechen zu kommen. Empty
Records scheint Euch ja ziemlich freie Hand zu lassen und investiert
viel Geld für die Aufmachung. Wie siehst Du die Zusammenarbeit?
Ist es bislang das beste Label, mit dem Ihr zusammenarbeitet?
Mit
der Zusammenarbeit bei "eMpTy-Records" klappt es wahrhaftig sehr
gut, aber da hatten wir, bis auf die Ausnahme mit Ingo von "Metal-Enterprise",
eigentlich nie Probleme. Bei "eMpTy" ist es fast schwieriger, den
Florian und den Joe zu bremsen, die sprudeln immer vor Ideen und
übertreffen uns damit fast. Ich telefonierte vor knapp 2 Monaten
mit den Florian und nach ner Viertelstunde hat mir fast das Ohr
geblutet, der hat mir ein Gartenhäuschen voller Einfälle an den
Kopf geschwätzt. Ist auf jeden Fall immer sehr spassig. Was die
Umsetzung unserer Platten angeht, gibt es absolut keine Diskussion.
Wir machen z.B den Vorschlag "Doppel-LP/CD" mit allem Schnickschnack,
den man sich nur denken kann. Also z.B bei der neuen Doppel LP/CD
"Lieder aus 2001er Nacht" jetzt der berühmte Bastelbogen im Klappcover,
farbiges Vinyl, 27 Lieder, davon 13 in einer 1a Liveproduktion,
der Rest im Studio neu eingespielt (Für die neue Platte waren wir
gut 2 Monate im Studio!), Multimedia- Filme (eine, mit 3 Kameras
aufgenommene und von Wastl geschnittene Liverversion vom "Bierdosentwist"
& einen ebenfalls vom Wastl geschnittener Video über die Studioaufnahmen
unseres Fußballiedes "Wir sind Mainzer") und gut 10 weitere Filmchen
von 10 Sekunden bis 4 Minuten Länge mit Konzertauschnitten aus Leipzig,
bei denen es hauptsächlich um peinliche Ansagen von mir zwischen
den Liedern geht oder dokumentiert wird, wie sich Alkohol auf unsere
Spielweise auswirkt. Dann natürlich Farbcover, mit Texten und Bildern
bedruckte Innenhüllen, eine Platte in weißem Vinyl undsoweiterundsofort.
Das schlagen wir dann bei eMpTy vor und jedes andere Label würde
wohl die Hände über dem Kopf zusammenschlagen oder die Fäuste in
unsere Köpfe. Aber die sagen einfach "Ja, das ist sehr gut, macht
mal", und dann machen wir und wenn die Platte komplett fertig ist,
bekommen die es zu ersten mal zu sehen und zu hören. Also volles
Vertrauen, wobei wir dieses Vertrauen auch nie ausnutzen würden
und immer nur 100% abliefern. Man muss dazu natürlich auch sagen
das auf der Platte alles auch wirklich von uns gemacht wurde, also
Coverentwurf und Umsetzung, Fotos, Grafiken, Filme (die Multimediaoberflächen
hat der Marcus von www.oivision.de mit dem Bennie zusammen gemacht,
aber das unter unserer gestrengen Hand. Ach so, klar, Musik ist
auf den Platten natürlich auch drauf und die ist auch von uns. Klar
ist die Platte durch den ganzen Aufwand etwas teuerer geworden,
aber klar ist auch, dass man sich zum 20ten mal was besonderes gönnen
darf und bisher hat sich auch nur ein Weiterverkäufer über den hohen
Preis bei mir beschwert, aber der ist eh nah am Wasser gebaut.
Na, ich glaube, bessere Werbung kann man für die Platte nun wirklich
nicht machen, Du kleiner Schlingel. Du hast gerade Marcus von Oivision
erwähnt, ist der auch für Eure umfangreiche Internetpräsenz zuständig?
Erzähl doch mal ein paar Worte zu Eurer Homepage, wie lange seid
Ihr schon online, wie wichtig ist Dir die Onlinepräsenz - und was
mich besonders interessiert, wieviel Hits habt Ihr durchschnittlich
in der Woche?
Wie
kommst du jetzt darauf, das ich mit dem gewissenhaften Beantworten
deiner Frage Werbung für unsere wirklich sehr gelungene Doppel LP/CD
machen möchte? Überhaupt ist diese Platte so gut, dass sie eigentlich
keiner Werbung bedarf!!!! Der Marcus hat mir die Seite gestaltet
und auch den ganzen Zock gemacht von dem ich keine Ahnung hatte.
Er ist ja Mädchen- ähh Mediengestalter und kann das einfach. Er
ist da wirklich ein guter Partner, zu dem ich mit allen Wünschen
kommen kann. Er hat die komplette Seite mit mir zusammen gestaltet
und umgesetzt, den Katalog entworfen usw. halt den ganzen HTML Zock,
auf den ich auch ehrlich gesagt (die erste ehrliche Aussage in diesem
Interview) keine große Lust habe. Das Material - Fotos, Texte, die
ganzen Inhalte - liefert die Band und ich setzt es halt rein, ob
es jetzt die Tourberichte sind oder die kurzen Filmchen, alles von
Hand gemacht, fast wie beim Sex. Und bevor du jetzt fragst, wie
es mit der Web-Seite weitergeht und ob Neuerungen geplant sind erzähle
ich gleich, daß wir unsere Domain für 10000€ zum Verkauf anbieten
und auch schon die ersten Interessenten haben. Falls das nicht klappen
sollte, haben wir auf unseren PC's schon die neue Version unserer
Seite, die ca im Sommer/Herbst 2002 auf die Bildschirme kommt. Dort
gibt es dann zum jetzigen Angebot auch noch unveröffentliche Live-
MP3's, bessere Grafiken, Filme, Bildschirmschoner und eigentlich
alles, was möglich und unnötig ist. Internet ersetzt uns aufs beste
unser "AllernOistes", also den Rundbrief, den wir gut 5 Jahre lang
rausgebracht haben und den wir mit der Eröffnung unserer Web-Seite
www.SpringtOifel.de eingestellt haben. Das AllernOiste hatte am
Ende gut 500 Abonnenten und was soll ich dir erzählen, es war eine
Heidenarbeit, die Dinger einzutüten. Mittlerweile haben wir täglich
200 bis 500 Besucher, je nach dem was gerade mit der Band los ist
und in unserer Adressliste für unser Rundmail haben wir gut 800
Leute.
Ääääh, 500 Besucher? Bist Du Dir sicher??? Egal, die Antworten hätten
zwar etwas ausführlicher sein dürfen, aber trotzdem muß ich mal
langsam ein Ende finden. Ihr grüßt im Booklet Eures opulenten Werkes
eine Reihe von "Persönlichkeiten in Eurem Leben". Wer ist die Familie
Wenga? Und warum wird Uhl nicht erwähnt, zu dem Ihr in der Vergangenheit
doch ein ausgesprochen freundschaftliches Verhältnis hattet?
Tja,
Torsten, vor Konzerten und wenn ne neue Platte raus kommt, oder
wenn ich über den Rundbrief auf nen neuen Tourbericht aufmerksam
mache, hab ich halt mal 500 Besucher pro Tag, Spitze war mal knapp
1000. Aber normalerweise haben wir so um die 200, das nur nebenbei.
Zur vorletzten Antwort: Die Familie Wenga sind einfach Paule, Dagmar
und ihre 4 Kinder, und Wenga ist die fränkische Version ihres Familiennamens.
Also nicht, wie du sicher befürchtet hast, etwas Außerirdisches.
Das nur zur Erklärung, damit du heute Nacht wieder ruhig schlafen
kannst. Zu Uhl hatten wir mal ein freundschaftliches Verhältnis,
aber sowas muss ja nicht Ewigkeiten halten. Dies sollte genügen,
damit du erkennst, das ich Fragen auch kurz und knapp beantworten
kann!
Okay, um das Interview nun mal würdig abzuschließen: Die Toten Hosen
existieren genauso lange wie Ihr, aber im Gegensatz zu den SpringtOifeln
sind die Düsseldorfer nun auf allen Sendern präsent und werden untertänigst
gehuldigt. Was also habt Ihr falsch gemacht? Schlechtes Management?
Oder war alles doch so geplant? (hmmm, die Frage war eher als kleiner
Ulk gemeint, vielleicht hätte ich die Frage anders formulieren sollen...)
Na, mein Guter, jetzt wirst du mir doch nicht anfangen, uns auch
noch mit den "Toten Hosen"
zu vergleichen!! Erst die Fragen mit Endstufe und jetzt auch noch
sowas, ich brech´ gleich das Interview ab, ehrlich!!! (na, jetzt
aber nicht die Diva raushängen lassen, junger Mann... tr) Die Hosen
machen halt gefällige Texte, etwas umschnörkelt geschrieben, sodass
man als schlichtes Gemüt glauben kann, etwas rauslesen zu können.
Sowas kommt an beim Radio und es gibt noch ne Frankfurter Band,
die es ähnlich macht und auch erfolgreich ist, Mainstream nennt
man sowas. Wenn wir jetzt angeschissen kämen mit einem Lied, das
ich jetzt zufällig mit dir zusammen auswähle: Ich lasse mir bei
"Los" im Kopf ein paar Titel von uns durchrasseln und du sagst "Stop",
"OK?" "Los", "Stop!", "Auf's Maul". Also gut, wir haben jetzt zufällig
"Auf's Maul" ausgesucht, meinst du mit dem Lied könnten wir irgendwo
in diesem Land einen Staat machen außer vor ein paar versoffen Glatzen,
Hools und Punkern(Was jetzt nicht abwertend gemeint sein soll)?
(nein! tr) Nein!!! (sag ich doch) Tja und das ist der Unterschied.
Der weitere Unterschied ist, daß wir kein schlechtes Management
haben, sondern gar keins. Ne Oi! Band mit nem Manager, da macht
man sich ja lächerlich, sowas kannste in England machen und dann
siehste ja, was dann dabei rauskommt - siehe die damals so geliebten
"Cockney Rejects", die sich ja wohl bei ihrer letzten Tour total
ins Abseits geschossen haben (obwohl sie es ja schon wieder wagen,
auf Tour zu uns zu kommen und auch noch Trottel gefunden haben,
die das unterstützen). Wenn du ne Band ehrlich machen willst, dann
darfst du nicht planen, berühmt zu werden oder davon leben zu können,
sonst musst du dich automatisch anpassen, das machen, was den Leuten
gefällt und es vielen anderen recht machen. Das ist nix für uns!!!
Herr Ritziki, ich danke ihnen fürs Gespräch! Ach ja, eine Frage
hab ich noch vemisst, ist zwar recht klassisch aber vielleicht interessierts
ja: Was ist bei euch denn so als nächstes geplant? Zur Zeit suchen
wir noch einen neuen Schlagzeuger, weil unser Wastel aus beruflichen
Gründen austeigen muss. Wer also Interesse hat und Schlagzeugspielen
kann und was verträgt und zuverlässig ist und bei uns aus der Ecke
kommt, soll sich dringend bei uns melden. Musikalisch sind wir gerade
beim Vorbereiten unserer neuen Themenplatte, die sich, da ja 2 von
uns schon Papi sind und die Kinder drängeln, eine Platte mit Kinderliedern
werden soll. Natürlich nicht so ein Schmonz wie Rolf Zuccini, sonderen
eine richtige SpringtOifel-Punkrock-Kinder-LP. Dann müssen wir uns
noch auf den Fall vorbereiten das Mainz 05 aufsteigt (na, die Sorge
seid Ihr ja zum Glück los. tr) und zu Weihnachten kommt noch eine
Split-Sägezahn-Bildsingle mit einer sehr bekannten Band und uns
raus. Ich kümmere mich gerade darum, einen Ort und einen Termin
für unsere 20 Jahre Party zu finden, und die Konzertplanung für
2002 läuft auch schon auf Hochtouren
Na, da habst Ihr ja noch einiges vor, da will ich dann nicht
länger stören. Danke für das Gespräch!!!
|