Wien/ München 6 & 7 November 2009

4 Wochen zogen ins Land und nach unserem furiosen Wochenende in Magdeburg und Berlin standen dieses mal Wien und München auf dem Tourplan. In vieler Hinsicht besondere Konzerte. Erstens haben wir vor 15 Jahren das letzte mal in Wien gespielt, zweitens noch nie ein Konzert in München gebacken bekommen, drittens wir machen die Tour mit der Eisenbahn und viertens es sind die letzten 2 Konzerte vor unserer einjährigen Konzertpause, welche dann so doch nicht stattfand eben weil diese letzten 4 Konzerte uns so viel Blut lecken ließen das wir es 2010 doch nicht ganz ohne schaffen sollten!


Guten Morgen Herr Schaffner!!!

Ungewöhnlich war es für mich meine Hammond auf eine Sackkarre zu schnallen. Diese Sackkarre hatte ich vor 9 Jahren gekauft als ich nach Mannheim gezogen bin. Sie sollte mir es ermöglichen meine Hammond, welche ein stattliches Gewicht von 35 KG aufweist, problemlos von Anne und meiner Wohnung zum 1000 Meter entfernten  Mannheimer Hauptbahnhof zu transportieren und in Mainz zum 500 Meter entfernten Proberaum. Kaum hatte ich das Ding gekauft, haben wir uns ein Auto zugelegt und die Sackkarre wurde unnötig. Ich hab sie in Mainz im Proberaum abgestellt und bei der letzten Probe vor den Konzerten haben wir eine geschlagene halbe Stunde gesucht bis wir das Teil wieder gefunden haben.Donnerstagabend ging es gegen 21 Uhr in Mannheim los.

Glücklicherweise konnte ich mit Anne noch gemütlich zu Abend essen uns gemeinsam liefen wir zum Bahnhof wo sie mich dann in den ICE nach Mainz steckte und mich wiederwillig ziehen lies.
Eine gute Stunde später kam ich in Mainz an und so nach und nach trudelten die anderen auch ein, erst Paule, dann Wastel, dann Tillman... moment, Wastel spielt doch seit über einem Jahr nicht mehr bei uns mit!!! Was macht der mit uns am Bahnhof? Schnell wurde dies auch geklärt, Wastel trafen wir nur zufällig, weil er dort seine Juliane abholen wollte. Auf jeden Fall war die Freude groß Ihn mal wieder zu sehen und darauf wurde dann auch schon mal mit dem ersten Döschen Bier angestoßen.
Nun gut prinzipiell hätten wir jetzt 2 Schlagzeuger doch fehlte noch einer und das war Peter. Wir wollen ja nicht in Hektik ausbrechen, aber 10 Minuten vor der Abfahrt des Zuges, der Gitarrist ist noch nicht da und erreichen kann man Ihn auch nicht?!?!? Da kann man doch etwas nervös werden. Plötzlich klingelte dann doch Paules Telephon und Peter erklärte das er auf dem Sofa beim Feierabendbierchen eingenickt ist, nun im Taxi hockt und in 2 Minuten da ist. Das war knapp, aber Peter wird nicht der einzige sein der an diesem Wochenende verschlafen wird es geht noch spektakulärer, versprochen!!!Wir waren alle sehr gespannt auf den Schlafwagen den Paule gebucht hat und waren positiv überrascht. Sogar für mich langes Scheißhaus waren die Betten  lang genug. An Schlafen war aber erst mal nicht zu denken, da wir ja noch genug Dosenbier im Petto hatten. In Frankfurt Hauptbahnhof war der letzte längere Halt den wir nutzten um mit dem Schlafwagenschaffner einen kleinen Plausch zu halten. Nach 5 Minuten kam dann der Satz aus des Schlafwagenschaffners Mund den ich seit genau 5 Minuten auch genau dort heraus erwartet hatte.


Olaf mit Gepäck und Orgelkiste in seiner Kabine


Kein Schuhgeschäft sondern unser Frühstück

Er sagte: „Als Schlafwagenschaffner, der ich seit 25 Jahren bin (die Ringe unter seinen Augen hatten mich auch eine viel längere Tätigkeit in diesem ehrbaren Beruf tippen lassen) habe ich viel erlebt und kann viele Geschichten erzählen...“ und wollte gerade ausholen. Ich konnte ihm aber mit dem Satz: „Ja aber bitte nicht mir, schreiben sie lieber ein Buch darüber, mit etwas Glück schaffen sie einen Bestseller und kommen, sofern sie es wollen, aus Ihrem rollenden Kabuff raus“.
Ich glaub er war dann etwas angefressen, aber wenn er meinen Rat erhört hat müsste er gerade jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, irgendwo in einem Nachtzug in Europa in seinem Schlafwagenschaffnerabteil sitzen und fleißig seine Erinnerungen verfassen. Wenn ihr in 1-2 Jahren mal einen Buchtitel seht der da lautet „Edgar Schrabulske, Erinnerungen eines Schlafwagenschaffners“, das hab ich in die Wege geleitet, ich hoffe ich werde in der Danksagung erwähnt.
Wir genossen noch die Fahrt durch die Nacht bis das Bier leer war und hatten viel Spaß (Nachzulesen in 1-2 Jahren in „Edgar Schrabulske, Erinnerungen eines Schlafwagenschaffners“ Kapitel 7: Renitente adulte Punkbands ), dann packte uns die Müdigkeit und wir zogen uns in die Gemächer zurück um überraschend gut zu schlafen.
Nur Peter hatte in der Nacht, als er mal kurz raus musste, eine etwas überraschend unappetitliche Begegnung mit einem Herren oberhalb der 60er Jahre der ihm bar jeder Bekleidung auf dem Wagonflur entgegenkam (Kapitel 14: Striptease im Orientexpress)
Eine Stunde vor Ankunft in Wien wurden wir von „Eddie the Sleepwagonsteward“ mit dem Hinweis geweckt das 2 Kabinen nebenan das Frühstück serviert sei. Die Freude darüber verblasste allerdings ein wenig, als wir selbiges in Kinderschuhkartons verpackt auf den Klapptischen stehen sahen.

Na ja besser als nichts, obwohl beim Kaffee der uns hingestellt wurde wäre auch „nichts“ besser gewesen. Trösten konnten wir uns damit das wir als erstes Ziel Wien hatten, eine Stadt die für gutes Futter weltweit bekannt ist.

Dort  angekommen fuhren wir erst mal ins Hotel welches praktischer weise direkt gegenüber dem Konzertort „Arena“ liegt und luden unsere Klamotten ab. Dann ließen wir uns von einer jungen Dame im Tankgirl Outfit die Konzerträumlichkeiten zeigen und bekamen noch erklärt wo wir hier günstig an Dosenbier kommen. Wir hatten natürlich die 4 Paletten Dosenbier für den Bierdosentwist nicht in Deutschland  gekauft sondern hatten den perfiden Plan


Peter versucht Spongebob zu bekommen

Der 12 Apostelkeller ist nix für Vegetarier

ausgeheckt den in Deutschland erhobenen Pfand von 25 Cent pro Dose zu umgehen und die 4 Paletten in Wien zu kaufen. 2 Paletten werden heute Abend ins Publikum gefeuert und die 2 anderen werden sozusagen reimportiert und prasseln morgen in München auf Volk.  Mann sind wir nicht genial!!! Danach zogen wir durch die Stadt und ließen uns im „12 Apostelkeller“ beim Heurigen Kümmelbraten, Wiener Schnitzel, Schweinsbraten, diverse Biere und andere Leckereien  von stabiler Qualität schmecken. Dann ging es mit der U-Bahn zum Ostbahnhof um den Ole abzuholen um das Team komplett zu machen.

Der Soundcheck stand bevor und wir fuhren zur Arena zurück. Dort waren mittlerweile alle weiteren Band des Abends eingetrudelt und wir machten uns erst mal rundum bekannt. Auch Grisu der Organisator der ganzen Geschichte trat auf den Plan und wir haben hier mal wieder einen Laden und

Leute gefunden wie man sie so oft in unserer Szene findet. Begeistert dabei, mit liebe zur Musik und dem eigenen Willen was zu machen. Kurzum es hat richtig Spaß gemacht. Nach dem Soundcheck, der dank des Mixers sehr vielversprechend verlief machte sich eine gewisse Müdigkeit bemerkbar. Also zogen wir uns erst mal in unsere Gemächer zurück um ein wenig zu ruhen. Wir machten aus das wir uns um 21 Uhr, also gute 2 Stunden vor unserem Gig wieder in der Arena treffen.

Ich ging unter die Dusche, legte mich hin, stellte den Wecker auf 21 Uhr. Ich schlief tief und fest wie ein Baby rrrrrrrrrzzzzzzzzzzzgggggg, rrrrrrrrrzzzzzzzzzzzgggggg, rrrrrrrrrzzzzzzzzzzzgggggg, rrrrrrrrrzzzzzzzzzzzgggggg, rrrrrrrrrzzzzzzzzzzzgggggg, rrrrrrrrrzzzzzzzzzzzgggggg, rrrrrrrrrzzzzzzzzzzzgggggg, rrrrrrrrrzzzzzzzzzzzgggggg, rrrrrrrrrzzzzzzzzzzzgggggg,


Wir konnten einfach nicht anders


Ole stimmt

23.00.00 UHR
PAULE VOR DER TÜR:
 ----BAMMBAMMBAMMBAMMBAMM----SOLDAT OLAF!!!!
 IN 5 MINUTEN BEGINNT UNSER KONZERT ----BAMMBAMMBAMMBAMMBAMM---- DIES IST KEINE ÜBUNG ----BAMMBAMMBAMMBAMMBAMM---- SOFORT AUFSTEHEN WIR WARTEN DRÜBEN-------HAST DU MICH GEHÖRT? ----BAMMBAMMBAMMBAMMBAMM----
23.01.15 UHR
Ich:“jaaaaahhh“
23.01.20 UHR
Ach du Scheiße ich habe verpennt!!!! „ICH KOMME SOFORT 5 ½  MINUTEN!!!“
23.01.25UHR
Hosen, Hemd, Schuhe anziehen.......

23.01.30 UHR
Pinkeln wie ein Wallach.......
23.02.00 UHR
Trotzdem: „Händewaschen nicht vergessen!!“
23.02.30 UHR
Alles dabei? Schlüssel, Nagelfeile, Geld, Impfpass, Konzertprogramm, Kompass, Höhenmesser, Ersatzstimmbänder,  Bachstagepass? Raus aus dem Zimmer...
23.03.30 UHR
Komm du scheiß Aufzug, komm du scheiß Aufzug, verdammt ich nehm’ die Treppe, wenn ich die nur finden würde „PINGGGGG“ aaaaahhhh der Aufzug!!
23.04.30 UHR
Sprintend durch Hotellobby über die Strasse, Autos links, Autos rechts. es regnet in Strömen, in

Paul wurschtelt

Good morning Vienna!!

den Backstagebereich, die Jungs stehen schon auf der Bühne, draußen rufen alle „Olaf, Olaf“
23.06.00 UHR
Ich noch halb verpennt aber voller Elan:
„Hallo schönen guten Abend, wir sind aus Mainz die unerreichten, sensationellen SpringtOifel....“
1,2,3,4... Putz deine Stiefel zieh die Hosenträger an...
 Von 0 auf 180 und das in 5 ½  Minuten
!!!WELTREKORD!!!


Danach geiles Konzert, schöner Club, 300 Leute die mitgemacht haben und absolut feierwillig waren, man musste mir auch keinen Kaffee auf die Bühne bringen um wach zu werden. Es war einfach das was ein Konzert gegenüber einem Festival ausmacht.
Natürlich ist es toll als Band auf einem Festival vor mehreren 1000 Leuten oder 10000 zu spielen, aber das kann die Atmosphäre in einem kleinen Laden wo 300 feierwillige mitmachen nicht toppen. Die sind wegen dir da und die krönen den Abend. Du bist in Kontakt mit ihnen, hast keinen verdammten Pressegraben und keinen Stangemanager (Welcher eh meist ein Vollhorst ist sich seit mehr als 20 Jahren in der Szene bewegt und seitdem nicht mehr zustande gebracht hat als sich seit 20 Jahren in der Szene zu bewegen) . Nach 1,5 Stunden war Schluss  mit Bühnentätigkeit und nach dem Abbau ging es in der Beisel („Kneipe“ für nicht Aussis) mit einer netten Aftershowparty weiter. Ska, Oi!, Punkmusik, Bier, Tischkicker, ein Typ der Randale schiebt wird nach Bud Spencer Manier aus dem Lokal befördert...

Peters Reifenpanne

Der nächste morgen ist wie immer erst mal etwas zaghaft. So richtig durchatmen kann man nicht, das husten tut ein wenig im Kopf weh, aber es war es dann doch schon wert.

Nach dem Frühstück, auf das ich hier jetzt nicht weiter eingehe zogen wir in die Stadt um gewisse Spezialitäten zu erwerben. Für den häuslichen Gebrauch standen Kaffee und Süßwaren auf dem Einkaufszettel. Bis es dann soweit war das ich, unter dem Leidwesen meiner Bandkollegen, den von mir gewünschten Wiener Kaffee und die Sachertore im Beutel auf meiner Orgelsackkarre erbeutet hatte fanden wir uns zu aller Überraschung   vor dem 12 Apostelkeller wieder und so gab es kein halten. Bei erneuten lokalen

Spezialitäten gab es aber diese mal überraschend wenig alkoholische Getränke, es sei denn in Almdudler wäre letzteres enthalten. Auf dem Weg zum Ostbahnhof, der unser Verbindung nach München darstellt erlitt Peters Bierdosenbuggie noch einen Achsbruch. Nun hatte ich also noch die Ehre neben meiner Orgel  40 Dosen Bier auf meine 35 Kilo Orgel zu Packen. Meine Freude darüber war unfassbar.

Die Zugfahrt nach Müchen war ein sehr entspannender Teil dieses Wochendes. Die Lektüre des Feinschmeckers und der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, nicht gerade Punkrock, wurden aber aufhellend, lauthals zitiert und kommentiert. Die 2 Damen reiferen alters, welche sich aufgrund der Reservierungen in direkterem Kontakt mit uns

Backstagemob
konfrontiert sahen suchten nach weniger als 15 Minuten das weite und weitere zusteigende Fahrgäste mieden, zu unserer Freude, ebenfalls unsere Gesellschaft.  Unsere Gedanken waren bei der gediegenen Durchstreifung der wunderschönen Voralpenlandschaft stets bei den parallel mit einem hartgefederten Bandbus reisenden Mitstreitern „The Pisstons aka Penetraitors“.In München abgekommen ging es dann sehr flott, mit dem Taxi zum Backstage, Soundcheck, dummgebabbel mit den „The Pisstons aka Penetraitors“.     und dann gings auch schon zur Sache.Im gut gefüllten Laden beste Stimmung von Anfang an und 1,5 Stunden lang Programm ohne das ich erst mal warm werden musste. Bierdosentwist wie in Wien mit freundlicher Unterstützung der Pisstons und

zwischendrin noch die ein oder andere Polonaise von sehr angeregtem Publikum.

Wie immer, viel zu schnell vorbei, noch ein paar Bier und nette Gespräche. Dann ab ins Hotel und schon hockt man am nächsten morgen im Zug nach Hause.
Ein geiles, obergeiles Wochenende.

Gerne wieder.


Text:Olaf. Bilder: SpringtOifel
 

 



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