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Erstmals erschienen im "Skinup #43" im Frühjahr 1997
Springtoifel
und Oi-Melz im TWH, Berlin, 23.11.97
Dem Teufel sei
Dank hatten wir kurz nach dem zweiten Jahrestag unseres furiosen
ersten Berlin Gig schon wieder unseren nächsten. Bedingt durch akuten
Schlagzeugermangel und Weiterbildungsmaßnahmen meinerseits war dies
halt nicht früher zu bewerkstelligen. Freitags zuvor gingen wir
noch einmal zu unserem Schnitzeljugoslawen um die Ecke, um dort
diverse Kosakenspieße (Hey) und monstermäßige Mixgrillplatten mit
viel, viel Zwiebeln (damit es bei der Fahrt auch was zu furzen gibt)
zu verspeisen. Die sonst übliche Freitags-Generalprobe ließen wir
diesmal sausen und fuhren gegen 1 Uhr in die klare Vollmondnacht
(irgendwie waren übrigens die letzten 3 Konzerte immer bei Vollmond?!)
Als sich deren Schleier gegen 8 Uhr morgens hob, fuhren wir auch
schon vor den Toren Berlins hin und her und klingelten an einem
bestimmten. Dort öffenete dann, nach mehrmaligen Läuten, Anne (leicht
angeschlagen) und bot uns ein Frühstück das seinesgleichen sucht.
Also saßen wir in Berlin und aßen schon wieder.
Nach dem Frühstück
übermannte mich, der fast die ganze Nacht gefahren war, die Müdigkeit
und so nahm ich die Schlafstätte, welche mir Anne anbot, gerne an,
zudem ansonsten eh nur eine kleine Stadtbesichtung stattgefunden
hat, was mich eh nicht interessierte. Den Rest der Band natürlich
um so mehr, also zogen die los und ich pennte.
Gegen 16 Uhr
kam dann der Pulk zurück und wir machten uns auf zum Ort unseres
Auftrittes. Dort angekommen, fing dann wieder die schönste Sache
in einem Bandleben an. Man trug schwere Kisten aus dem Auto in eine
Halle und holte aus diesen Kisten Instrumente heraus, welche man
knapp 16 Stunden zuvor in einem Proberaum in genau diese Kisten
eingeladen hat, und dann in das am Anfang dieses Satzes genannte
Auto getragen hat. Dies nur aus dem einen Grund, um in dieser Halle,
welche 7-8 Autostunden entfernt ist, Musik zumachen, was ja eigentlich
im Proberaum in Mainz auch immer recht lustig ist und zudem nur
7-8 Minuten Straßenbahnfahrt in Anspruch nimmt. Desweiteren wird
es im Proberaum ganz sicher nicht vorkommen, daß man ihn über und
über mit Bier besudelt verläßt, zumindest nicht in dem Maß, aber
dazu später. Also, es ward aufgebaut die Musikanlage um ihr zu entlocken
manch lieblichen Ton, da es sich ja bei uns um eine Band handelt
mit einer mannigfaltigen Anzahl an Instrumenten, sowie vier ausgebildeten
Sängern, muß man natürlich alles in einem Soundcheck aufeinander
abstimmen. Gerade beim Gesang bereitet es uns immer wieder Freude
dem Mixer mit zuvor eingeübten Schlagertexten die Nackenhaare zu
sträuben. Singen wir doch so gerne Lieder wie "Biene Maja", "Tiritomba"
und "Der Eiermann". Doch wir hatten die Rechnung diesmal ohne den
Mixer gemacht. Andre ist nämlich ein Profi und hatte uns nach 4
Minuten gesangsmässig abgemixt. Die Enttäuschung war groß, hatten
wir doch extra alle 47 Strophen von "Eine Seefahrt die ist lustig"
eingeübt.
Während dem
Essen gingen erste Reden rum, daß es Probleme mit den Oi-melz, unserer
Vorgruppe, gibt, Wenn ich das jetzt noch richtig zusammenbekomme,
waren die auch schon morgens um 6 in Berlin und hatten irgendwie,
sicher auch ohne Absicht, unsere Hotelzimmer in Beschlag genommen.
Nur muß man dazu wissen, daß wir nur zu fünft sind und entsprechend
ein Zweibett- und ein Dreibettzimmer gebucht war. Die Oi-melz mit
knapp 30 Leuten saßen also leicht angetrunken in unseren Zimmern
und wollten dort auch bleiben. Nach einiger Uberzeugungsarbeit unserer
Veranstalterin Heike, die entweder Valium geschluckt hatte, oder
einfach durch nix zu erschüttern ist (so wie ich) gingen sie doch
in ihre Jugendherberge (wobei sich der Jugendherbergsleiter wahrscheinlich
nicht so gefreut hat).
Das soll jetzt
natürlich nix gegen die Oi-melz sein. Es hat richtig Spaß gemacht
mit denen. Zwei hatten sich während der Fahrt gegenseitig blaue
Augen gekloppt und haben im Backstageraum gehockt wie das link und
das rechte Auge von Marty Feldmann. Aber der Oberbrüller war natürlich
der ca. 25 Jahre alte, total entnervte türkische Busfahrer, der
im Backstageraum unter lauter Skinheads,"frohh war, unter normall
Mensch' zu sein".
Nun gut, das
Tommy-Haus war mit 450 Leuten überfüllt und draußen standen noch
200 Leute, die leider nicht mehr reinkamen. Die Oi-melz hatten angefangen,
und soweit wir dies von hinten verfolgen konnten, waren die echt
gut. Eine lustige und gute Vorgruppe, mit der wir bestimmt nicht
zum letzten Mal zusammen gespielt haben (was der Jugendherbergsleiter
sicher mit bedauern zu Kenntis nehmen wird). Nach einer halben Stunde
Umbaupause kamen wir an die Reihe. Wir waren, um jetzt nicht euphorisch
zu werden, leicht überrascht über die Begeisterung, die wir auslösten,
als wir unsere Revuekörper auf die Bühne bewegt hatten. Wir hatten
uns vorher vorbereitet, daß wir die ersten vier Lieder in einem
Rutsch spielen und dann den Mob begrüßten. Allerdings fiel schon
beim zweiten Lied (Oi!-Konzert) die linke PA Box um (zum Glück ins
Publikum und nicht auf unsere zuvor schon erwähnten, hochversicherten
Revuekörper), und die rechte wackelte äußerst bedenklich, so daß
wir uns kurzfristig dazu entschlossen., das Publikum zu beruhigen,
was aber nicht fruchtete. Also ging es so weiter in einem Stück
bis auf kurze Unterbrecher bei denen ich z. B. ein Fred Perry Polo-
Shirt (und dazu noch ein häßliches) aus dem Hochtöner der rechten
PA Box ziehen musste, da es den Klang doch etwas dämpfte. Die Stimmung
blieb durchweg bestens und nach 2 1/4 Stunden und 2 Zugaben strotzen
wir dann schlagskaputt aber körperlich gesund von der Bühne. Dies
war natürlich auch den besten Ordnern zu verdanken, die wir bisher
hatten, die sich todesmutig vor jede P.A. Box warfen, die uns entgegenkam
und auch ansonsten den gesamten Ablauf des abends erst ermöglichten.
Danach gab's im Backstageraum bei Bier und Annes selbstgemachten
Eierlikör einen kleinen Plausch mit verschiedenen Leuten und so
gegen 2 Uhr sind wir dann in die Linie, welche eine zum Hause Weißbecker
gehörende Kneipe ist.
Dort gab es
dann weiter Bier und Schnaps (Der Russe trinkt mehr klare Sachen)
zu trinken und stockbesoffene Leute zur Kurzweil. Irgendwann sind
wir dann noch mit dem Taxi in eine andere Kneipe (Linus) gefahren
und haben auf dem Weg dahin in der Karl-Marx-Straße eine kleine
Rast eingelegt, weil Mirko und Helge sich anscheinend vorgenommen
hatten, eine Maximilian Grillbude leerzufressen, was ihnen auch
ganz gut gelang. Ich habe derweil mit Katja einen Glühwein getrunken,
das soll heißen, ich habe einen getrunken und die Katja hat ihn
nach dem ersten Schluck fallen lassen, so gut hat er ihr geschmeckt.
Im Linus selbst bin ich dann ziemlich schnell abgekackt und da es
schon 6 Uhr morgens war, ging es den anderen ähnlich. Also sind
wir wieder ins Taxi und hatten um 7 Uhr endlich ein Bett unter dem
Hintern, was aber auch mehr Glückssache war, weil der Paule unbedingt
1 Mal volle Kanne auf die Klingel von der Rezeption gehauen hat
und die Dame dahinter, welche wahrscheinlich schon die ganze Nacht
Streß hatte und nun gerade noch 4 johlende Sumpfhühner wie uns brauchte,
war nah dran, uns aus der Hütte zu werfen. Sie hat es dann nicht
direkt getan sondern ,,erst" um 11 Uhr als wir das Zimmer räumen
mussten. Also nach ganzen vier Stunden geruhsamen Schlafs sind wir
aus der Kiste raus, nahmen ein gutes Hotelfrühstück zu uns und haben
die Männerpension verlassen.
Gegen 12 Uhr
waren wir dann wieder bei Anne um den Rest der pugligen Truppe noch
einmal zu beäugen. Dort hab ich mich noch einmal eine halbe Stunde
hingelegt, weil ich den ersten Teil der Strecke nach Mainz zurücklegen
wollte. Zuvor haben wir natürlich noch die Instrumente im Tommy-Haus
eingeladen und gegen 17 Uhr waren wir dann endlich aus der Stadt
heraus und auf der Autobahn.
Nach langer
und ermüdender Fahrt landeten wir um 1 Uhr nachts in Mainz. Ich
habe mir noch die Badewanne vollaufen lassen, habe mir noch ein
Bier geschnappt und mich ins warme Wasser gelegt, was mir ein Herzensbedürfnis
war. Um halb 3 bin ich wach geworden, bin aus der Badewanne raus
und ins Bett wo ich blieb bis Montag 16 Uhr. Es lebe der Sozialstaat,
die Urlaubsregelung und die schalldämmende Doppelverglasung
Text: Olaf
44. Skin Up
Nr.43
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