Koblenz 15.08.1998

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Von Frank aus der Pfalz. Erstmals erschienen im "Skinup #49" im Herbst 1998

In letzter Zeit las ich des öfteren in einer großen Berliner Gazette für Kurzhaarige Leserbriefe oder Berichte, die sich mit der Mainzer Combo SpringtOifel beschäftigten. Da mußte sich z.B. in der Nr.47 eine gewisse Heike dafür rechtfertigen, daß sie mit ihrer Konzertagentur auch SpringtOifel veranstaltet. Die Band wurde irgendwie immer wieder als rechts oder zumindest in dieser Richtung bezeichnet. Da dachte ich mir: ,,Bist du vielleicht zu blöd, um die Texte zu verstehen?" Denn in ihren Liedern bekennen sie sich doch eigentlich eher zu Bier, was ja nicht verwerflich ist, und zu Mainz 05, was ich, als bekennender Anhänger eines Westpfälzer Bundesligisten, zwar nicht bejuble, aber als ,,Pälzer Bub" doch akzeptieren kann. Just in diese Phase der Grübeleien fiel die Nachricht von Annika, daß am 15.8. in Koblenz nicht nur der schlechte Geschmack präsent war (PUR-Konzert), sondern in einer Suppkultur genannten Ortlichkeit auch SpringtOifel einen ihrer dünn gesäten Auftritte absolvieren sollten. Das war natürlich eine tolle Gelegenheit, oben beschriebenes zu überprüfen. Und ich hatte die Band auch noch nicht live gesehen. Das heißt spielen gesehen, denn Sänger Olaf kannte ich, wenn auch nicht gut, bereits.

So fuhren wir also an besagtem Tag, nachdem wir erfolglos auf einen weiteren Mitfahrer gewartet hatten, mit einer knappen Stunde Verspätung zu viert in einem japanischen Kleinwagen Richtung Koblenz. Wider Erwarten gelangten wir mit der uns vorliegenden Wegbeschreibung auf direktem Weg zum (wie sagt man so schön?) Event. Eine Menge Leute lungerten auf dem Parkplatz vor der Halle herum und erfrischten sich an diesem schönen warmen Abend mit Gerstengetränken aus blechernen Gefäßen. Es gab eine Menge Aufnäher und T-Shirts zu bestaunen. Meine Augen erblickten hier schon mal nichts Anrüchiges, was ich mir ja ohnehin schon gedacht hatte. Am Eingang sagte man uns dann, daß, wer einmal drinnen war, nicht wieder raus darf - für die Dauer des Konzertes zumindest. Also machten wir uns auf den Weg zum nahen McDrive, um auch uns ein wenig zu erfrischen und eventuell einen Happen zu essen. Dort trafen wir die SpringtOifel Olaf und Paule samt ihren Frauen. Dem Anschein nach hatten sie gerade ein opulentes Mahl zu sich genommen. Nachdem wir uns auch erlesene Speisen und Getränke besorgt hatten, gesellten wir uns zu ihnen. Und da sah ich es! Paule trug ein Unterhemd mit einem Adler und dem Schriftzug ,,Bundeswehr". War das ein versteckter Hinweis? Eine große deutsche, oder soll ich sagen die deutscheste aller deutschen Boulevardzeitungen hatte mich ja gelehrt, daß in dieser unserer Armee rechte Videos gedreht werden und Neonazis Vorträge halten. War die Bund.eswehr etwa eine rechte Organisation? Eine Uberprüfung meiner Gesinnung und die Tatsache, daß ich ja selbst auch beim Bund war, ergab: Schwachsinn!

Mein Gott, war ich nun beruhigt. So scherzten wir also ein Weilchen und brachen dann, mit Zwischenstop bei einer Tanke, in Richtung Suppkultur auf. Nachdem wir die erste Band ja schon verpaßt hatten, gingen wir hurtig in den Saal, um wenigstens die zweite Band, die sich Krawallbrüder nannte, noch zu sehen. An Krawall erinnerte dann auch deren Musik. Was aber wohl auch daran lag, daß ich deren Songs nicht kannte und der Saalmix meiner Meinung nach auch grauenvoll war. So harrten wir also bei so manchem Bier der Dinge, die noch kommen sollten. Sprich, wir warteten auf Springtoifel.

Diese ließen sich dann auch nicht mehr lange bitten. Schon der Anfang ihres Sets war phantastisch: eine Oi-Version des ,,Meenzer" Fasnachtshits ,,Rucki, Zucki". Dem Publikum schien es auch zu gefallen, denn die ca. 200 Anwesenden (von mir geschätzt, obwohl meine Frau behauptet, daß ich darin absolut scheiße wäre) hatten sich pogend vor der Bühne versammelt. Jetzt kommt der Satz mit den Hits, aber die spielten sie eben auch. Die Songs aller Platten rauf und runter. Auch ,,Ich wünsch' dir was", das nach Aussage von Sascha ,,sein" Lied war, da er ja gerade geschieden worden ist. Kurzum, ein Auftritt nach Maß - trotz schlechtem Mix.

Ach ja, rechte Sprüche hörte ich weder von der Bühne noch aus dem Publikum. Auch zuckende rechte Arme blieben aus, stattdessen standen bei diversen Bühneninvasionen einige Leute auf der Bühne, deren lro auf der nach oben offenen OiSkala mindestens 9,8 erreichte. Das alles müßte auch einigen Leuten aufgefallen sein, die der Band eigentlich eher skeptisch gegenüberstehen (um das mal gelinde auszudrücken). Die Anwesenheit dieser Leute hätte mich sowieso überrascht, ist doch die Band in Ihren Augen alles andere als politisch korrekt. Mittlerweile war mein Geburtstag angebrochen und nach etlichen Gratulationen ging auch langsam das Konzert zu Ende. Und zwar ohne jeden Arger. Zumindest hatte ich keinen mitbekommen. Ich fand es jedenfalls sehr angenehm, dieses Konzert ohne jegliche Politikkacke zu genießen. Ich bekam meine Meinung über die Band (die ich zugegebenermaßen schon daheim gefaßt hatte, bzw. sowieso nicht in Frage gestellt hatte) also bestätigt und diese ganze ,,Springtoifel-ich-weiß-nicht-so-recht"-Geschichte ist der größte Scheiß, den ich je gehört habe.

Dann unterstützte ich die Band noch finanziell, indem zwei T-Shirts und eine LP aus den Merchandising-Beständen in meinen Besitz übergingen. Also verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Weg zum Auto. Wir waren gerade eingestiegen, als neben uns ein grün-weißer Wagen hielt. Ein uniformierter Mann mit Taschenlampe stieg aus und leuchtete uns in die Gesichter.

Folgender Wortwechsel fand statt:

Polizist: Haben Sie irgendwelche Schlägereien beobachtet?
Wir: Nein.
Polizist: Sie kommen doch vom PUR-Konzert?
Wir: Nein, vom Springtoifel-Konzert im Suppkultur!
Polizist: Ach so, na dann können Sie jetzt nach Hause fahren. Einen schönen Abend noch.
Wir: sprachlos!!!

Was also sagt uns das? Oi-Konzerte sind friedlich, während bei PUR geprügelt wird. Komische Sache, aber so ist es mir auch recht.

Frank

 

 

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