Bad Muskau, 19.Januar 2001

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Geschrieben zwischen Leipzig und Mannheim am 20.Jan 2002

Ich sitze hier gerade im "ICE 1554 August Bebel". Den Zug als leer zu bezeichnen würde einer leichten Untertreibung gleichkommen. Ich bin in Dresden HBF zugestiegen, mittlerweile gerade in Leipzig losgefahren und habe auf meinem reservierten Platz (neue Harteier-Bezeichnung: "Ohne Reservierung-ICE-Fahrer") genau in Augenhöhe, 10 cm von meinem linken Ohr entfernt, den dicken fetten Arsch einer alten Wuchtbrumme. "Oh, dein Gesäß ist so groß und ausladend wie das der Königin, und genau so wohlriechend", möchte ich sagen, doch ich bin ruhig. Alle 2 Minuten kommt einer angeschissen und fragt, ob der Platz neben mir noch frei ist und alle 60 Sekunden klingelt irgendwo nervtötend ein Handy und es werden geistreiche Gespräche geführt die alle ungefähr folgenden Inhalt haben: "Ich sitz jetzt hier im Zug und wir fahren gleich in den Bahnhof ein!!!". So Leuten wünscht man doch, daß sie vorm Zug sitzen und nicht drinnen.

Ach so, ich schreib da so vor mich hin und hab ganz vergessen, wie ich überhaupt in diese missliche Lage gekommen bin in der ich mich hier gerade befinde.

Wir hatten mal wieder ein Konzert in der Bad Muskauer "Turmvilla" und da ich am darauf folgenden Montag keinen Urlaub nehmen konnte, haben mich meine Bandkollegen in Dresden an den HBF gebracht, damit ich von dort aus direkt nach Mannheim fahren kann, um Montag meiner sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen zu können.

Bei Lockerungsübungen: Wastel,Ole,Olaf,Peter, Paule

Wie immer gingen wir Freitag Abend vor der Reise zum "Schnitzeljugo" ins "Alt Bretzenheim" um dort eine bäuerliche Riesenmahlzeit zu uns zu nehmen. Leider hatten wir beim Packen der Instrumente ein wenig getrödelt und mussten den Wirt fragen ob er uns um 22 Uhr noch ein Mahl kredenzen könne? Er sagte mit erschrockenem Gesicht,"er müsse erst mal in der Küche nachfragen" und kam nach 2 Minuten, von jugoslawischen Flüchen eines alten Waschweibes begleitet mit den Speisekarten aus der Küche zurück (fehlte nur noch die umgedrehte Suppenschüssel auf dem Kopf).

Viel spektakulärer als das Essen war die am Nachbartisch abhängende, 4köpfige Schaustellertruppe (1 Lady, 3 Gentlemen). Allein der Anblick war göttlicher Natur. Die Mutter mit total eingefettetem Haupthaar, der Dicke mit bunt volltätowierten Poppeyunterarmen (Spitzname: Kirmesboxer), der Dünne (Schiffschaukelbremser) dessen zahnloses Esszimmer das Characterdarstellerkinn noch betonte, trug eine klassische, schlohweiße, Teddyboyfrisur und er hing auf seinem Stuhl wie ein schluck Wasser in der Kurve. Der 3. Musketier -der Vater- adrett gekleidet mit rosa Schlaghose, weißem Jacket, schwarzem Hemd und geblümter Krawatte, sozusagen vom feinsten (Rotes Kreuz Kleidersammlung). Der gefallene Engel mäckelte die ganze Zeit an ihrem Sohn Nr.1, dem Schiffschaukelbremser, herum. In tiefstem meenzerich schwallte sie Worte wie:"Herbert, hör' uff zu saufe, ich geb' dir gleich was auf de' Kopp', mit euch geh ich nit' mehr fort!!". Während dessen tat der Preisboxer dem Bremser kund, "Daß er ab sofort keinen Bruder mehr hat, da dieser ihm seine Madame ausgespannt hat". Dieser wiederum, faltete den Wirt auf DIN A 4 wie ihn dieser seit 20 Minuten auf sein Bier warten ließ. Als sie dann auch noch anfingen, mitten im Schlemmertempel nur unter zu hilfenahme des Spagats, mit hinter dem Rücken verschränkten Armen, eine auf dem Boden abgestellte Fluppenschachtel mit den Zähnen (im Fall des Schiffschaukelbremsers nur mit der Kauleiste) aufzunehmen, haben wir uns kurzerhand dazu entschieden, die gesellige Runde zu verlassen zumal am nächsten morgen um 6.30 Uhr die Nacht vorbei sein sollte.

Boxberg

Mal davon abgesehen, daß ich dank meines unzuverlässigen Weckers beinahe verpennt hätte, klappte die Anreise sehr gut. Mit Wolken am Himmel aber der Sonne im Herzen, einem wechselnden Musikprogramm das sich von "Peter Paul Fenech" über "Slapshot", "Dem Chor der Russischen Flotte" und "Truckstop" spannte düsten wir in den tiefsten Osten um billig Kippen und Gartenzwerge zu kaufen und nebenbei noch ein kleines Konzert zu geben. Bei Bautzen links ab, geht es über Landstraße durch die schönen Naturparks "Niedere Oberlausitz" und den "Spreewald" wo auch die bekannten Gurken herkommen. Wirklich eine sehr schöne Landschaft , mit Seen, der noch jungen Spree, verträumten Wäldern die mich spontan an "Herr der Ringe" denken ließen und wie immer der Kulturschock im letzten Drittel der Strecke, das Braunkohle Kraftwerk "Boxberg" mit seinen 14 Kühltürmen und himmelhoch aufragenden Schornsteinen. Immer wieder beeindruckend.

In Bad Muskau an der Turmvilla angekommen, erwartete uns freudestrahlend unser Ole mit seinem neuen Marshall- Verstärker. Nach dem Ausladen der Instrumente und dem leeren der ersten Flaschen köstlichen Schwarzbier, begaben wir uns mit einem kleinen Stoßtrupp über die Neiße nach Polen um die schon viel besungenen billigen Kippen und Gartenzwerge zu kaufen. Schwer mit den Schätzen des Orients beladen kehrten wir nach gut einer Stunde an den Konzertort zurück und vergnügten uns eine weitere Stunde mit dem anschließen unserer neuen Funkanlage für die Klampfen.

Als dann alles klappte konnte der Soundcheck beginnen und als wir gerade fertig waren, kamen auch schon die Leute unserer Vorgruppe "Noxon". Hinter diesem Namen, der eher an eine Hochzeitsgrillplatte in einem griechischen Restaurant erinnert, verbirgt sich eine



Noxon

schlagkräftige Truppe von 3 Herren, deren Vorabtape uns sehr gut gefallen hat und deren Namen man sich auf jeden Fall merken sollte.

Gegen 20 Uhr war Einlass und um 22 Uhr legten Noxon los. Die Turmvilla war gut gefüllt. Leider waren die Leute bei der Cottbus/Berliner-Band etwas fußfaul, doch ändern tat sich das Ganze, als plötzlich wie aus dem Nichts die Stagepurzler aus Leipzig wieder auftauchten. Ich war echt platt, handelt es sich dabei also doch nicht um einen Einzelfall. Nach gut einer Stunde hatten "Noxon" ihr Set durch und wir bestellten die Bühne.


Um 23.30 ging es los und es hat wie im letzten Jahr gut hingehauen. Beste Stimmung und Party wie man sie anscheinend nur an der polnischen Grenze erleben kann, und die nach unserem 130-Minutengig im hinteren Bühnenbereich unterbrechungsfrei weiter ging.

Mit "Noxon" einen getrunken, den Rest vom kalten Buffet geplündert und dummes Zeug gelabert.

Wie mir am nächsten Tag berichtet wurde bin ich um 5 Uhr ins Bett und so hab ich mich am nächsten Morgen auch gefühlt, als ich im Zimmer namens "Sumpfblume" (Die Zimmer in dem zur Turmvilla gehörenden Gästehaus haben keine Nummern sondern Blumennamen und ich bekam dieses passende Gewächs zugewiesen) erwachte. Ich hatte dieses mal übrigens, nach einer kurzen Tagung des Bandrates, ein Einzelzimmer zugewiesen bekommen, weil sich einzelne Kollegen wegen meines schon krankhaften Schnarchens nach Alkoholgenuß beschwerten. Laut Wastel hat das allerdings nicht viel gebracht, da er mich noch ein Stockwerk drunter sägen hörte. Tja gelernt ist gelernt!!

Nach dem reichlichen Frühstück und dem Einpacken unserer, durch die letzten Konzerte total verwanzten Anlage (5 Bierdosentwists-starker-Belag), fuhren wir in Richtung Heimat.

Wie Anfangs schon berichtet setzten mich die Jungs in Dresden HBF ab und es trennten sich unsere Wege.


Ole und Wastel beim Früstück

Nachträglich muss ich noch was zugeben. Ich hab auch im Zug telephoniert. Ich wollte ja wissen ob es meinen Kollegen gut geht und wo sie sich rumtreiben. Ich erwischte sie gerade in der Raststätte "Hörselgau" und sie waren gerade am sinnieren ob es sich beim Geschäftsführer der Raststätte wohl um einen "Hörselgauleiter" handelt. Bei einem weitern Telephonat erreichte mich die Frage wieviel Ohm wohl Homberg/Ohm habe? Ich denke das mit der Flasche Doppelkorn in der Scheibenwaschanlage war keine gute Idee. Auf jeden Fall haben die Jungs am Telephon im Hintergrund gekichert wie `ne ganze Mädchengrundschule. Schade das ich nicht dabei sein konnte. Ich war um 22 Uhr in Mannheim, die Jungs um halb eins in Mainz und ein weiteres geiles Wochenende war vorbei.

Gruß an alle die dabei waren, an Burkhard Strelow (Dipl.-Kulturmanager), "Noxon", die Stagepurzler und das ganze versoffene Volk.

Die warscheinlich bleicheste Oi!-Band der Welt: SpringtOifel
vlnr.:Olaf, Wastel, Ole, Paule, Peter

Text:Olaf
Lektoren: SpringtOifel
Fotos:Olaf

 

 

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